M. Borer

Mundgeruch – Ursachen und Therapie

Definitionen

Der landläufige Begriff „Mundgeruch“ ist ein Überbegriff. Man unterscheidet zwischen:

Foetor ex ore:

Ausatmungsgeruch, dessen Ursache in der Mundhöhle und / oder den unmitelbar angrenzenden Gebieten liegt. Er ist nur im Mundatem feststellbar. Ca. 85 – 90% aller Fälle mit schlechtem Atem.

Halitosis:

Ausatmungsgeruch, dessen Ursache in Organbereichen ausserhalb der Mundhöhle liegt. Er ist im Mund- und/oder Nasenatem feststellbar. Ca. 10% aller Fälle mit schlechtem Atem.

Klassifikation nach Ursache:
Foetor ex ore – lokale pathologische Ursachen

- Zungenbelag (41%)
- Gingivitis (31%)
- Parodontitis (akute nekrotisierende ulzerierende Gingivitis, ANUG) (28%)
- dentogene Zysten und apikale Abszesse mit Fistel
- dentogene Sinusitis mit Mund-Antrum-Fistel
- chron. Tonsillitis (71% der nicht strikt oralen Ursachen)
- phlegmonöse Prozesse in Gaumen und Rachen - ulzerierende Tumore in Larynx und Pharynx

Foetor ex ore – lokale nicht-pathologische Ursachen

- Zahnbelag (starker Plaquebefall)
- Stagnation von Mundflüssigkeit (Schlaf)
- Rückstände von Nahrungsresten
- schlechte Prothesenhygiene

Halitosis – lokale pathologische Ursachen

Sie liegen mehrheitlich im Tätigkeitsbereich der ORL (Hals, Nase) und selten im Arbeitsbereich der Gastroenterologie.

Halitosis – systemisch pathologische Ursachen

Sie sind äusserst selten und stehen nicht im Vordergrund der subjektiven Wahrnehmung der betroffenen Patienten (Coma diabeticum, Coma hepaticum, Urämie, Lungenabszess, etc.).

Halitosis – systemisch nicht-pathologische Ursachen

Sie entstehen vor allem durch Abatmung von Nahrungsmetaboliten (Knoblauch, Zwiebel, Meerrettich, Alkohol, vergleiche Blastest bei Alkoholkontrolle).

Foetor ex ore – professionelle Behandlung

Die Kausalbehandlung des Foetor besteht in der Reduktion der obgenannten Mikroorganismen sowohl mechanisch als auch chemisch durch Zahnarzt oder Dentalhygienikerin.

Foetor ex ore – Heimpflege

Mechanisch
- Zahnbürste und Zahnpaste zu besitzen ist Zivilisation.
- Zahnbürste und Zahnpaste zu benützen ist Kultur.
- Zungenreinigung jeden Abend ist Stil.

Chemisch (Spülungen)
- antibakteriell und partielle Elimination von Mikroorganismen
- Verminderung von Proteinsubstrat
- Reaktion mit flüchtigen Schwefelverbindungen (VSC) kann Volatilität vermindern
- Maskierung (nur kurzfristig, maximal 30 Min.)

85 – 90% der unangenehmen Ausatmungsgerüche sind der Kategorie Foetor zuzuordnen und sollten in der Zahnarztpraxis und durch gute häusliche Mundhygiene behandelt werden. Entgegen weit verbreiteter Meinung sind gastroenterologische Gründe äusserst selten.


Quelle: Prof. Dr. T. Imfeld, ZZM, PZM, UZH

M. Borer